Sonntag, 25. Juli 2010
Danke, aber nein danke!
Ich scheue mich davor, meinen Vater anzurufen, doch ich tue es.
Er nimmt ab. Wir führen ein kleines Gespräch über das heiße Wetter und über die Tätigkeiten des jeweils Anderen.
>Wozu eigentlich Small-Talk? < frage ich mich.
"Wie geht es dir denn sonst so?" fragt er mich dann plötzlich, nicht dass es ihn wirklich interessieren würde, es ist lediglich eine höfliche Frage. Ich antworte ihm, des Anstands wegen.
„Es muss ja, nicht wahr?! Wie ist dein Befinden denn so?“ während er mir antwortet halte ich den Hörer etwas von mir entfernt, um mir eine Zigarette anzuzünden, damit er das Geräusch meines Feuerzeuges nicht hört.
„Ja, ja alles Bestens! Dein Cousin heiratet im Dezember, kommst du mit nach Indien, zur Hochzeit?“
Das war‘s mit dem Small-Talk. Er legt, wie immer, die Fakten auf den Tisch. Aber was mich mehr Interessiert ist die Frage in mir, warum er mich fragt, nach fünf Jahren, ob ich dorthin fahren möchte? Einen Ort den ich mit Abscheu begegne. Erst letztes Jahr hatten wir beide einen Streit, weil ich nicht zur Hochzeit meines Bruders konnte. Ich begründete es, bereits damals, damit dass ich keine Zeit habe, auf Grund meiner Arbeit und Ausbildung, was ihn nicht sonderlich störte.
Urlaub nehmen, meinte er. Im selben Atemzug fragt er mich, wie gut ich nun verdienen würde.
Ich bin 23 Jahre, in Ausbildung und habe dazu noch einen Nebenjob. Bei aller Liebe, ich bin nicht der Typ für einen „Nebenjob“. Wie sollte ich da gut verdienen?
„Tut mir leid Ab..“ er unterbricht mich und kontert bevor ich zu Ende sprechen konnte
„Ist ja erst im Dezember, also überleg es Dir.“ Mir geht durch den Kopf, dass er mir noch immer nicht zuhört und noch immer der Mann ist, den ich nicht mehr kenne. Als Kind hat er mir zugehört, aber heute hört mir jeder Mensch in meiner Umgebung mehr zu als er.
„Was treibst du nun?“ fragt er noch spontan nach und ich beantworte ihm auch diese Frage, wie es sich für eine Tochter gehört.
„Dies und das, du weißt doch, es sind Ferien. Wenn ich nicht gerade arbeite, bummel ich etwas herum und versuche Geld aufzubringen, für die nächste Miete. Aber ich muss nun auch Schluss machen, ich hab noch etwas zu tun“ lüge ich ihn an. Ich höre ein >tut tut< am anderen Ende, bevor ich realisiere, dass er bereits aufgelegt hat. Warum tu ich mir solche Gespräche eigentlich an?