Freitag, 6. August 2010
Kapitel II. I - „Ich liebe Dich - nicht“
Es ist nicht leicht. Ich war bereits in einer Beziehung und vor kurzem erst traf ich den Mann, nach dem sich alles in mir verzerrte.
Ich konnte das nicht dulden und schon gar nicht akzeptieren. Um mich abzulenken und erneut zu Sinnen zu kommen, fuhr ich zu meinem Freund. Wir machten Ausflüge, gingen Shoppen und fotografierten in der Gegend herum, mehr ich als er.

Abends saßen wir gemütlich im Bett, schauten einen Film und dachten nur an uns. Tut das nicht jedes Paar so?
„Dein Handy hat gepiept. Ich befürchte, du hast eine SMS“ Meinte er dann zu mir.
>Befürchte?!< dachte ich mir. Ja, er wusste über alles Bescheid. Wie hätte ich ihn anlügen können? Wir waren drei Jahre befreundet und endlich ein Paar. Ehrlichkeit ist wichtig in einer Beziehung, aber um ehrlich zu sein, Ehrlichkeit ist manchmal einen Mist wert.
Nein, ich konnte mich nicht zurück halten, egal wie sehr es ihn verletzte, ich musste es lesen und wissen von wem sie stammte.
>It’s my lucky day< dachte ich als ich sah, dass sie doch tatsächlich von ihm war. Er vermisste meinen Geruch. Jede Berührung die er „ausschrieb“ war für mich so real. Mein Freund fragte nicht nach. Nicht dass es ihn nicht interessiert hätte, vielmehr war die Wahrheit einfach zu verletzend.
Ich begriff dies schnell und versuchte dagegen zu handeln.
„Nur eine nervige Spam SMS“ schmunzelte ich ihn an, aber ich bin nicht gut im lügen.
Tage vergingen.
„WAS bedeutet ER dir?“fragte er mich plötzlich an einem Abend. Plötzlich? Diese Frage stellte ich mir schon eine ganze Weile.
„Ich liebe Dich“ sagte ich überzeugend. Oh ja, ich liebte ihn, aber nicht so, wie er mich liebte.
„Was ER dir bedeutet, nicht ICH dir“ beharrte er erneut. Ich war im Konflikt mit mir selbst. Jeder andere hätte seine Antworten aus diesem Zögern schließen können, aber er ließ mir meine Zeit.
„Er ist nur ein guter Freund, den ich lieb habe“ log ich mich selbst an und dies war überzeugend genug für ihn.

Als ich einige Tage später wieder zu Hause ankam, saß ich auf meinem Bett und weinte.
Ich las diese verdammte SMS 100 Mal und jedes Mal versuchte ich die Worte herauszubringen.

101. „Ich liebe Dich...“ kurzes zögern. „NICHT“.